Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-VM-27]

Die Obscuranten

Das Wesentliche an der schwarzen Kunst des Obscurantismus ist nicht, dass er die Köpfe verdunkeln will, sondern dass er das Bild der Welt anschwärzen, unsere Vorstellung vom Dasein verdunkeln will. Dazu dient ihm zwar häufig jenes Mittel, die Aufhellung der Geister zu hintertreiben: mitunter aber gebraucht er gerade das entgegengesetzte Mittel und sucht durch die höchste Verfeinerung des Intellects einen Ueberdruss an dessen Früchten zu erzeugen. Spitzfindige Metaphysiker, welche die Skepsis vorbereiten und durch ihren übermässigen Scharfsinn zum Misstrauen gegen den Scharfsinn auffordern, sind gute Werkzeuge eines feineren Obscurantismus. — Ist es möglich, dass selbst Kant in dieser Absicht verwendet werden kann? ja dass er, nach seiner eigenen berüchtigten Erklärung, etwas Derartiges, wenigstens zeitweilig, gewollt hat: dem Glauben Bahn machen, dadurch, dass er dem Wissen seine Schranken wies? — was ihm nun freilich nicht gelungen ist, ihm so wenig, wie seinen Nachfolgern auf den Wolfs- und Fuchsgängen dieses höchst verfeinerten und gefährlichen Obscurantismus, ja des gefährlichsten: denn die schwarze Kunst erscheint hier in einer Lichthülle.