Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-VM-349]

Im Gefrierpunct des Willens

„Endlich einmal kommt sie doch, die Stunde, die dich in die goldene Wolke der Schmerzlosigkeit einhüllen wird: wo die Seele ihre eigene Müdigkeit geniesst und glücklich im geduldigen Spiele mit ihrer Geduld den Wellen eines See’s gleicht, die an einem ruhigen Sommertage, im Widerglanze eines buntgefärbten Abendhimmels, am Ufer schlürfen, schlürfen und wieder stille sind — ohne Ende, ohne Zweck, ohne Sättigung, ohne Bedürfniss, — ganz Ruhe, die sich am Wechsel freut, ganz Zurückebben und Einfluthen in den Pulsschlag der Natur.“ Diess ist Empfindung und Rede aller Kranken: erreichen sie aber jene Stunden, so kommt, nach kurzem Genusse, die Langeweile. Diese aber ist der Thauwind für den eingefrorenen Willen: er erwacht, bewegt sich und zeugt wieder Wunsch auf Wunsch. — Wünschen ist ein Anzeichen von Genesung oder Besserung.