Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-WS-154]

„Heitere“ Musik

Hat man lange die Musik entbehrt, so geht sie nachher wie ein schwerer Südwein allzuschnell in’s Blut und hinterlässt eine narkotisch betäubte, halbwache, schlaf-sehnsüchtige Seele; namentlich thut diess gerade die heitere Musik, welche zusammen Bitterkeit und Verwundung, Ueberdruss und Heimweh giebt und Alles wie in einem verzuckerten Giftgetränk wieder und wieder zu schlürfen nöthigt. Dabei scheint der Saal der heiter rauschenden Freude sich zu verengern, das Licht an Helle zu verlieren und bräuner zu werden: zuletzt ist es Einem zu Muthe, als ob die Musik wie in ein Gefängniss hineinklinge, wo ein armer Mensch vor Heimweh nicht schlafen kann.