Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-WS-211]

Auf dem Boden der Schmach

Wer den Menschen eine Vorstellung nehmen will, thut sich gewöhnlich nicht genug damit, sie zu widerlegen und den unlogischen Wurm, der in ihr sitzt, herauszuziehen, vielmehr wirft er, nachdem der Wurm getödtet ist, die ganze Frucht auch noch in den Koth, um sie den Menschen unansehnlich zu machen und Ekel vor ihr einzuflössen. So glaubt er das Mittel gefunden zu haben, die bei widerlegten Vorstellungen so gewöhnliche „Wiederauferstehung am dritten Tage“ unmöglich zu machen. — Er irrt sich, denn gerade auf dem Boden der Schmach, inmitten des Unflathes, treibt der Fruchtkern der Vorstellung schnell neue Keime —. Also: ja nicht verhöhnen, beschmutzen, was man endgültig beseitigen will, sondern es achtungsvoll auf Eis legen, immer und immer wieder, in Anbetracht, dass Vorstellungen ein sehr zähes Leben haben. Hier muss man nach der Maxime handeln: „Eine Widerlegung ist keine Widerlegung“.