Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-WS-124]

Die Faust-Idee

Eine kleine Nähterin wird verführt und unglücklich gemacht; ein grosser Gelehrter aller vier Facultäten ist der Uebelthäter. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein? Nein, gewiss nicht! Ohne die Beihülfe des leibhaftigen Teufels hätte es der grosse Gelehrte nicht zu Stande gebracht. — Sollte diess wirklich der grösste deutsche „tragische Gedanke“ sein, wie man unter Deutschen sagen hört? — Für Goethe war aber auch dieser Gedanke noch zu fürchterlich; sein mildes Herz konnte nicht umhin, die kleine Nähterin, „die gute Seele, die nur einmal sich vergessen,“ nach ihrem unfreiwilligen Tode in die Nähe der Heiligen zu versetzen; ja, selbst den grossen Gelehrten brachte er, durch einen Possen, der dem Teufel im entscheidenden Augenblick gespielt wird, noch zur rechten Zeit in den Himmel, ihn „den guten Menschen“ mit dem „dunklen Drange“: — dort im Himmel finden sich die Liebenden wieder. — Goethe sagt einmal, für das eigentlich Tragische sei seine Natur zu conciliant gewesen.