Facta Ficta

vitam impendere vero

Nietzsche thinking

[MA-WS-281]

Die Gefahr der Könige

Die Demokratie hat es in der Hand, ohne alle Gewaltmittel, nur durch einen stätig geübten gesetzmässigen Druck, das König- und Kaiserthum hohl zu machen: bis eine Null übrig bleibt, vielleicht, wenn man will, mit der Bedeutung jeder Null, dass sie, an sich Nichts, doch an die rechte Seite gestellt, die Wirkung einer Zahl verzehnfacht. Das Kaiser- und Königthum bliebe ein prachtvoller Zierrath an der schlichten und zweckmässigen Gewandung der Demokratie, das schöne Ueberflüssige, welches sie sich gönnt, der Rest alles historisch ehrwürdigen Urväterzierrathes, ja das Symbol der Historie selber, — und in dieser Einzigkeit etwas höchst Wirksames, wenn es, wie gesagt, nicht für sich allein steht, sondern richtig gestellt wird. — Um der Gefahr jener Aushöhlung vorzubeugen, halten die Könige jetzt mit den Zähnen an ihrer Würde als Kriegsfürsten fest: dazu brauchen sie Kriege, das heisst Ausnahmezustände, in denen jener langsame gesetzmässige Druck der demokratischen Gewalten pausirt.